Das Kunstportal der Stadtsparkasse Wuppertal

86 Anmerkungen zur Sparkasse und ihren Ausstellungen Der Überblick „Fünfzig Jahre Kunst in der Sparkasse Wuppertal“ zeigt nicht nur den Reichtum der Kunst und Kultur im Bergischen Land oder den Wandel der Ausstellungen und künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten. Sondern auch wie sich Ideen und Interpretationen über die Zeit tragen und dabei immer wieder von neuem und von neuen Akteuren*innen verhandelt werden. Damit ist er auch ein Zeugnis der Verän- derung und erzählt, gewissermaßen als Hintergrundgeräusch, von dem Auf und Ab der kulturellen Entwicklung der Stadt und dem roten Faden der Anerkennung künstlerischer Aktivitäten und Identitä- ten. Künstlerische Aktivitäten und Identitäten entwickeln sich nicht in einem luftleeren Raum, sondern in einem komplexen Spannungsfeld von individuellen und gesellschaftlichen Prozessen. Und die standen zu Beginn der Ausstellungsreihe unter den Zeichen einer Demokratisierung und Vernetzung verschiedener Bereiche. Damit schuf die Sparkasse Wuppertal nicht nur einen dringend benötigten Ort für die zeitge- nössische Kunst der Bergischen Region, sondern bekräftigte das Credo eines ak- tuellen und zeitgenössischen Unterneh- mens, welches für die Stadt wirkt. Der Anspruch einer kreativen und dynamischen Gebietskörper- schaft trifft sich mit dem Profil moderner, mithin zeitgenössi- scher Kunst. Anders gesagt, verbinden sich ökonomisches und kultu- relles Kapital zu einem symbolischen. Es findet auf der einen Seite der Aus- tausch eines Images statt, auf der ande- ren Seite tragen damit beide zum Gemeinwohl bei. Zuallererst und zu Recht sind Kunst- schaffende allerdings sich selbst ver- pflichtet. Durch die Möglichkeit zu üben, sich auszuprobieren, in Frage zu stellen und Antworten zu entwerfen, mit der Entwicklung ihrer eigenen Fähigkeiten und dem Austausch mit anderen werden sie zu hochqualifizierten Spezialisten. Wurde dieses Spezialistentum zunächst im Auftrag von Höfen, Staaten und Kirchen ausgeübt, wandelten sich die Künstler*innen ab der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts von Ange- stellten zu Ausstellungskünstlern. Die Ausstellung wurde zum Medium, an dem idealerweise das Publikum, Kaufende sowie Künstlerinnen und Künstler zu- sammenkamen. Der Mittelpunkt wurde damit auch zum Forum der Beurteilung. Konnten die Künstler*innen sich nun als „frei” bezeichnen, so standen sie fortan unter dem Diktat des freien Marktes, setzten sich dem Urteil unbestimmter Adressaten aus und suchten nach neuen Mustern künstlerischer Legitimation. Zur Zeit des Beginns der Ausstellungs- tätigkeit in der Sparkasse sperrte sich die Kunstgeschichte und -wissenschaft in der Regel gegen die zeitgenössische Kunst, während die musealen Tempel noch mit der Aufarbeitung und Kanon- bildung der Moderne beschäftigt waren. Auch wenn in den sechziger Jahren Aktionskunst in den öffentlichen Raum drang, Gerhard Richter, Konrad Lueg (Fischer) und andere in einem Möbel- haus für ein Leben mit Pop demonstrier- ten und in Wuppertal mit einem 24-Stunden-Happening, das Ende des Fluxus und der Galerie Parnass einge- läutet wurde, war es zunächst nur eine Minderheit von Kunsthändler*innen, Vereinen, Museen und Besucher*innen, die sich für eine neue, zeitgenössische Kunst engagierten. Insofern bot die Öff- nung scheinbar ‚ kunstfremder ‘ Räume nicht nur neue öffentliche Wirkungsorte, sondern auch die Chance auf ein Publi- kum und einen Austausch außerhalb eingespielter Strukturen, mithin einer Augenhöhe der Produzierenden und Rezipierenden. Hier traf sich die Politi- sierung der Bildungspolitik mit dem ökonomischen Trend der Standortsiche- rung und der Erschließung neuer Märkte. Für zeitgenössische, regionale Künstler*innen waren die Ausstellungs- möglichkeiten begrenzt, gleichwohl be- stand die Notwendigkeit neue Besucher- und potenzielle Käufer*innengruppen zu erschließen. Als gemeinnützige Bank in kommunaler Trägerschaft beschränkt sich die Spar- kasse Wuppertal dabei nicht nur auf das Ausstellen, sondern verfolgt gemäß ihrer eigenen Aufgabe, das Ziel, die Bildende Kunst als einen Beitrag zur Stadtkultur Wuppertals zu verstehen, die es insge- samt zu entwickeln und zu fördern gilt. Daraus resultiert auch der Aufbau einer Sammlung und eines Archivs. Weniger sichtbar und wesentlich ist dabei vor allem die Tätigkeit des Förderns von Aus- stellungen, Initiativen und Projekten über den Rahmen des eigenen Hauses, oder der Häuser, hinaus. So können die Teilnehmenden eine künstlerische Hal- tung entwickeln, einen eigenen Beitrag leisten und mit anderen gemeinsam für die Kultur in unserer Stadt arbeiten. Unabhängig davon und mit der Freiheit zu entscheiden, auf welche Art und Weise dies auch immer passiert. Durch die aktive Beteiligung an verschiedenen Formaten, wie z. B. überregionalen Aus- tauschprojekten und genreübergreifen- den Formaten, unterstützt die Sparkasse das Engagement einer freien Kunst- und Kulturszene, die neue Ideen in der Öf- fentlichkeit sichtbar macht und zur Dis- kussion stellt. In der Tat ist die überaus engagierte und vielfältige Arbeit der freien Szene ein großartiger Beitrag in und für Wuppertal, ohne den unsere Stadt mit Sicherheit langweiliger und provinzieller wäre. Schließlich bereitet die Kultur im sprichwörtlichen Sinne den Boden unserer Gesellschaft. Und ohne die kritische Haltung, die Experimente und das – manchmal mit Kopfschütteln quittierte – Wagnis der Kunst gäbe es keine gesellschaftliche Weiterentwicklung. Offensichtlich ist das noch nicht selbstverständlich (und wäre vielleicht auch ein Paradox), – jedenfalls solange der Deutsche Kulturrat erklären muss, dass die Vermeidung von Müll schon in vielen Kulturinstitutionen Ziel Spargeschäfte, Freiheit und Stadtgesellschaft Matthias Schriefl Eröffnungskonzert 2015: freie Improvisationen, Eigenkompositionen, Jazz-Standards und Volksweisen aus dem Alpenland. Trompeter, Tubist, Sänger, Baritonist, Beatboxer, Alphornist, Klangforscher und Besitzer vieler noch gänzlich unerforschter Instrumente.

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