Risikoeinschätzung und Leidenschaft
Wer Geld hat, möchte in aller Regel, dass daraus durch eine Anlage mehr Geld wird. Seit langem gehört auch die bildende Kunst zu den möglichen Geldanlagen. Herr Yildiz, was raten Sie Kundinnen und Kunden im Private Banking, die Geld in Kunst anlegen wollen?
In der Anlagetheorie kann die Investition in Kunst als eine weitere Diversifikation der Geldanlage gesehen werden. Der Bereich Kunst wird hierbei dem Teilbereich der Anlageklasse „Alternative Investments“ zugeordnet. Grundsätzlich empfehlen wir unseren Kundinnen und Kunden nur einen sehr kleinen Teil Ihres Gesamtvermögens in dieser Anlageklasse zu investieren. Hierzu ist es uns wichtig, im Vorfeld einer Investition mit unseren Kundinnen und Kunden gemeinsam über die jeweiligen Chancen und Risiken der Anlage zu blicken. Vorab stellt sich aber immer die Frage, ob es sich mit der Investition in Kunst um Liebhaberei handelt oder um eine Geldanlage.
Sie raten also Ihren Kundinnen und Kunden, sich ganz genau zu überlegen, worum es ihnen wirklich geht, um die Kunst oder das Geld?
Definitiv. Grundlegend kann man sagen, dass die Anlageform „Kunst“ hohen Schwankungen unterliegt, da der Kunstmarkt in der Regel intransparenter ist als bspw. der Aktienmarkt/Rentenmarkt. Die fehlenden Informationen führen in der Regel auch zu Problemen in der fairen Marktwertermittlung der Kunst.
Also Finger weg von Kunst als Anlage?
Die Aussage können wir so pauschal nicht treffen. Entscheidend für die Anlage in Kunst ist das persönliche Risiko- und Renditeprofil. Grundsätzlich sollte nur ein kleiner Teil des Vermögens in solch speziellen Anlageformen investiert werden, da es im Worst Case Szenario zu einem wirtschaftlichen Totalausfall kommen kann.
Sie raten also weder zu noch ab?
Genau, am Ende hängt die Investitionsentscheidung von der persönlichen und individuellen Situation der Person ab sowie von der Frage, ob die Anlage in Kunst in der Erreichung der persönlichen Anlageziele und -strategien hilfreich ist.
Wie unterstützen Sie Ihre Kundinnen und Kunden in der Beratung zur Anlageklasse „Kunst“?
In unseren gemeinsamen Gesprächen sprechen wir über die Vor- und Nachteile wie in jeder anderen Anlageklasse. Darüber hinaus beleuchten wir gemeinsam die Anschaffungskosten sowie die Folgekosten wie bspw. die Versicherungskosten. Nach der Klärung von ggf. noch offenen Fragen liegt die Entscheidung der Investition bei unseren Kundinnen und Kunden. Eine aktive Empfehlung seitens der Stadtsparkasse Wuppertal nehmen wir nicht vor, stellen aber gerne bei Bedarf unser Netzwerk zur Verfügung.
Hand aufs Herz, Herr Yildiz, geht es Ihren Kundinnen und Kunden um die Rendite oder die allgemeine Unterstützung der Kunst?
Nach unseren Erfahrungen möchten unsere Kundinnen und Kunden in der Regel die Kunst als Kulturgut fördern, sodass der Renditeaspekt eine untergeordnete Rolle spielt. In vielen Gesprächen geht es häufiger um den emotionalen Wert der Kunst, als um den wirklichen Marktpreis.
Diesen Punkt greife ich gerne noch einmal auf. Sie sagten vorhin, die reine Jagd nach Rendite sei aus Ihrem Erleben bei Kunstinvestorinnen und -investoren eher selten?
Ja. Weit häufiger geht es in Gesprächen gar nicht um das Geld oder um die Rendite, sondern um die neuen Käufe, von denen die Person begeistert berichtet. Beratung unsererseits bedeutet dann eher, dass man z. B. schon frühzeitig an das Schicksal einer solchen Sammlung denkt, also etwa an die Möglichkeit einer Stiftung.
Also kann man zusammenfassen: Wenn man Geld in Kunst anlegen will, ist die erste - und damit vielleicht schon wichtigste - Entscheidung, welches Verhältnis man zur Kunst hat. Danach richtet sich dann der Anteil und Stellenwert des 'Segments Kunst' in der strategischen Planung des Vermögens.
Richtig. Sammlung oder Investition, das sind die Alternativen. Wer dann in Kunst als echte Anlage investieren will und glaubt, ein Händchen oder die richtigen Informanten zu haben, kann dies tun. Man sollte sich dabei allerdings der Risiken bewusst sein.
Haben Sie vielen Dank, Herr Yildiz, für diesen ersten kleinen Einblick in die Anlageform „Kunst“.
Sie möchten in Kunst investieren? Nehmen Sie mit uns Kontakt auf.